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Hintergrund 42

Denkmal

Im Wort „Denkmal“ fällt das Andenken (an etwas oder jemanden denken) mit der Zeichensetzung (ein Mal hinterlassen) zusammen. Ehren oder Mahnen als die beiden Antipoden des Gedenkens sind in vielen Denkmälern autoritärer Ausdruck eines vermeintlich „besseren Wissens“, das es zu vermitteln gilt.

7,00 

Beschreibung

Mit den herkömmlichen Begriffen einer Denkmalbetrachtung sind die poetischen Gedenkstätten, Mausoleen und Nekropolen, die der führende Denkmalarchitekt des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien Bogdan Bogdanović (geb. 1922) zwischen 1951 und 1981 errichtete, freilich nicht zu fassen. In ihrer „archaischen Sprachlichkeit“ (Friedrich Achleitner) bilden sie einen leichtfüßigen Kosmos für sich und erhalten gerade in ihrem Verzicht auf ideologisches Vokabular dauerhafte Präsenz. Zu den Memorialarchitekturen von Bogdan Bogdanović, denen das Architekturzentrum eine umfassende Ausstellung widmete (05.03.–02.06.2009), hat der Kurator Ivan Ristić einen profunden Katalog (Wieser Verlag) zusammengestellt, wobei er in der Exponatauswahl aus dem Vollen schöpfen konnte: Über 12.500 Blätter (architektonische Entwürfe, Skizzen, Zeichnungen, Fotos) umfasst der künstlerische Vorlass, den Bogdan Bogdanović 2005 der Sammlung des Az W übergab. Wir freuen uns sehr, dass wir in dieser Ausgabe des Hintergrund ebenfalls kleine Einblicke in den Kosmos Bogdanović geben dürfen – seinem „Schöpfer“ sei gedankt! Um einen Eindruck von der vitalen Verfassung dieser surrealistischen Werke „im Gebrauch“ zu vermitteln, haben wir zudem eine kleine Auswahl seiner Denkmalanlagen zusammengestellt, die Friedrich Achleitner vor einigen Jahren fotografierte. Und Vera Grimmer hat für uns Bogdan Bogdanović dreimal zum Interview getroffen; zweimal in Wien, einmal in Belgrad, sprach sie mit ihm über seinen Werdegang, sein Leben und seine Arbeit.

Ergänzend zu diesem Bogdanović-Schwerpunkt haben wir für diese Ausgabe des Hintergrund den Bezugsrahmen zum Thema Denkmal ausgeweitet und dafür drei namhafte Gastautor*innen gewonnen. Die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Heidemarie Uhl beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit dem „Gedächtnis“ als einer kulturellen Dimension sozialen Handelns und mit der Wiederkehr des Denkmals in der Postmoderne.
Mit den staatstragenden Apparaturen, den heroischen Köpfen und Körpern im Stadtraum, die seit dem 19. Jahrhundert nationale Identität und Öffentlichkeit als „Wissenspool gesellschaftlicher Werte“ formulieren, beschäftigt sich Irene Nierhaus in ihrem Beitrag „Denkmäler im Subjekt“.

In der Erzählung des Historikers und Autors Manfred Schenekl „Frühstück in der Krypta. Das Heldendenkmal Heldentor“ holt er die Geschichte des Äußeren Burgtors in die Gegenwart zurück und verdeutlicht, dass kein Denkmal im Vergangenen eingeschlossen bleibt.