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6. Wiener Architektur Kongress. Wo wohnen wir / Where will we live?

Im zweiten Teil der Publikation zum 6. Wiener Architektur Kongress, der sich dem Thema „Wo wohnen wir. Where will we live?“ widmete, gibt es die Texte von Kari Jormakka, Anne Lacaton/Jean Philippe Vassal sowie den Vortrag der Architekten Carlo Baumschlager/Dietmar Eberle zum Nachlesen.

1,10 

Beschreibung

„Unsere Gesellschaften beginnen sich von ihren eingelebten Vorstellungen vom Zuhause abzuwenden. Unseren alten Bildern vom Wohnen stehen jedoch noch keine neuen entgegen, keine, die die Frage beantworten würden: Wie werden wir wohnen? Der Prozess der Entmaterialisierung und Enthistorisierung gegenwärtiger Lebenswelten scheint, darüber sind sich viele einig, unaufhaltsam. Leben wir etwa in einer Zeit, in der auch die Architektur mit ihren „Figuren“ und „Bildern“ darauf keine ausreichende Antwort mehr geben kann? Ist das Haus als Form, als gebaute, gestaltete und soziale Konstruktion der qualitativ neuen Realität der Reprivatisierung und Deregulierung ausgeliefert?
Zerbrechen an ihr alle die gewohnten öffentlichen, politischen, gestalterischen Regulierungsfantasien? In vielen Ländern auch der westlichen Welt wächst zumindest die Sorge vor dem Verlust der Begriffe Zugehörigkeit und Zuhause. Es gehen irrationale Ängste um. Zum Beispiel die Angst vor den scheinbar unkontrollierbaren Innovationen der Dislozierten. Die Verbannung von Menschen, welche die Maßstäbe der Normalität nicht mehr erfüllen, ist Alltag geworden, ebenso wie die Armutsökonomie des Wohnens in den Favelas. Viele dieser negativen, angstbesetzten Reaktionen entstehen in direktem Wechselspiel mit einer gewissen utopistischen Spekulationswut über die erlösende und umwälzende Macht der architektonischen Bilder. Architektur ist Teil der Kulturindustrie geworden. Die Planer*innen haben mittlerweile offenbar begriffen, wie eingeschränkt ihre politische Handlungsmöglichkeit ist, die in diversen Mustersiedlungen als liberale Arznei gegen soziale Krankheiten verabreicht werden soll. Und die neuen Netzwerke von Infrastruktur, Information, Bildern, stilistischer Produktion und Macht fügen sich nicht mehr so einfach aufs Zeichenpapier. Gerade deswegen erscheint es so dringlich, nach der Art und Weise zu fragen, wie dieser Prozess die Vorstellungen eines neuen Wohnens mitkonstruiert und wie die Lebenswelten der Bewohner*innen von der Angebotsökonomie des gegenwärtigen Wohnbaus konstruiert werden.(…)“ (Georg Schöllhammer)