Architektur.Film.Sommer 2017

Leerstand in der wachsen­den Stadt

Kinoabende im Hof des Az W

Mi 30.08.2017, 20:30
Buben in einer Gasse mit einem Fussball

Filmstill The March of the White Elephants
© R: Craig Tanner

Selbst in wachsenden Städten, die unter enormem Verdichtungsdruck stehen, kommt es vor, dass Gebäude oder auch ganze Gebäudekomplexe leer stehen. Viele dieser Architekturen wurden ursprünglich als Statussymbole gebaut und sind Opfer von Spekulation und Strukturwandel geworden. Die Filme formieren sich rund um Erinnerung und Widerstand.

Sava Buildering, AT 2015, 8:20 min, ohne Sprache, R: Ulrich A. Reiterer

Ausgehend vom Belgrad der 70er Jahre wird eine performative Spurensuche betrieben. In weiten Tableaus werden Gebäude von Parcoursläufern bespielt. Während des Durchquerens verschiedener Stadtteile Belgrads verstärkt sich das Atmen der sportlichen Akteure und tritt in Dialog mit der vorhandenen Bebauung. Als Referenz dienen verschiedene Positionen von Marina Abramović und Neša Paripović, die Architektur, Körper und Stadt in ein neues Verhältnis setzen.

The March of the White Elephants, BR/ZA 2015, 52:00 min, OmeU, R: Craig Tanner

Der Film zeigt das verdrängte Vermächtnis der FIFA Fußball-Weltmeisterschaften: Voll ausgestattete Stadien, die nach allen Regeln der Kunst für eine vierwöchige Meisterschaft gebaut wurden, stehen nun leer und absorbieren finanzielle Mittel, die eigentlich für eine grundlegende Versorgung in den Bereichen Gesundheit, Wohnen und Bildung benötigt werden. Die Filmemacher besuchen die Standorte der letzten beiden World Cups, Brasilien und Südafrika, und sammeln Aussagen von sozialen Aktivist*innen, die deutlich machen, wie globale finanzielle Interessen unter dem Deckmantel des Fußballs auftreten.

Das Ihme-Zentrum – Traum Ruine Zukunft, DE 2016, 45:00 min, dOF, R: Constantin Alexander / Hendrik Millauer

Das Ihme-Zentrum in Hannover galt in den 70er Jahren als Zukunft der Städte: Geplant als multifunktionale Stadt-in-der-Stadt bot es Raum für ca. 2.000 Bewohner*innen, etwa 1.000 Büroarbeiter*innen sowie 60.000 qm Einkaufsfläche. Durch Missmanagement, Spekulation und gescheiterte Kommunikation ist das Zentrum über die Jahrzehnte großteils zur Ruine geworden. Im Jahr 2014 zog Nachhaltigkeitsexperte Constantin Alexander selbst ein, um zu analysieren, warum der urbane Traum gescheitert ist und wie sich das Zentrum revitalisieren ließe. Gemeinsam mit Filmemacher Hendrik Millauer hat er Antworten gefunden.

Memory Reel, RO 2016, 12:29 min, OmeU, R: Adela Muntean

Das Filmlager in Cluj Napoca, Rumänien, war früher eine Lagerhalle der zentralen Filmverleihfirma, die Filmrollen an Kinos im ganzen Land verteilte. Nach 1989 war sie rasch sowohl technologisch als auch wirtschaftlich überholt. Kleine private Unternehmen konnten eine günstigere Verteilung organisieren und durch den Einzug digitaler Technologien war bald der gesamte Prozess obsolet geworden. Im Dokumentarfilm dient das Filmlager, das seit der Schließung der zentralen Filmverleihfirma leer steht, als Hintergrund für kinobezogene Erinnerungen, erzählt von den Bewohner*innen in Cluj.

In Kooperation mit wonderland – platform for european architecture und dem MuseumsQuartier Wien

Jury Open Call

  • Karoline Mayer
  • Marlene Rutzendorfer
  • Daniela Schulhofer