Ausstellung

Az W in NEW YORK: WeinArchitektur

The Austrian Winery Boom

Do 06.09.2007 – Sa 12.01.2008
Ausstellungsplakat

Ausstellungsplakat ”WeinArchitektur
© Architekturzentrum Wien, Foto: Gery Wolf, Grafik: LIGA: graphic design

Internationale Stararchitekten entwerfen und bauen heute weltweit spektakuläre neue Weingüter. Im Gegenzug dazu hat sich im Osten und Südosten Österreichs eine international einzigartige neue Szene der Symbiose von zeitgenössischer Architektur mit Weinbau konsequent bemerkbar gemacht. Die Ausstellung “The Austrian Winery Boom” präsentiert erstmals eine fundierte österreichische Bestandsaufnahme.

WeinArchitektur – Die Genese

Seit mehreren Jahren beobachtet das Architekturzentrum Wien die spannende Entwicklung des Verhältnisses von Wein und Architektur. Frankreich und das kalifornische Napa Valley läuteten in den 1980er Jahren den Aufbruch in ein neues Zeitalter der WeinArchitektur ein: In einer Ausstellung im Centre Pompidou in Paris unter dem Titel “Chateau Bordeaux” (1988) wurde erstmals thematisiert, dass die kulturelle Vermittlung des Weines maßgeblich auch über Architektur erfolgt. In Kalifornien wurde gleichzeitig mit offensivem und publikumswirksamem Marketing nach neuen Konzepten gesucht und die Vermarktung mit Hilfe von Architektur gestartet. Die zentrale Botschaft lautete: Wein ist nicht Alkohol, Wein ist Kultur. Zeitgleich machte Österreich 1985 mit dem Weinskandal international Schlagzeilen. Die Folge war, dass jene Winzer, die auf Qualität setzten, sich verstärkt international positionierten, um das Renomée des österreichischen Weines zu heben. Zusätzlich haben der Generationswechsel in vielen Weinbaubetrieben, eine Orientierung an international gültigen Produktions- und Qualitätsstandards, eine Umstrukturierung der Betriebe (vom Teilerwerb zum Vollerwerb), sowie regionale oder EU-Förderungen als zusätzlicher Stimulus zur Entscheidung vieler Winzer geführt, ihren Betrieb baulich zu vergrößern oder zu verändern. Marketing-Aspekte und architektonische Corporate Identity spielten dabei keine bedeutende Rolle, vielmehr ging es darum, ein architektonisches und funktionales Pendant entsprechend der Qualitätsweinerzeugung zu finden.

Das österreichische Weinwunder

Mit der Ausstellung “WeinArchitektur. Vom Keller zum Kult” im Jahr 2005 proklamierte das Architekturzentrum Wien ein neues “Silikon Valley des Weins” in Österreich. Nicht länger die Garage dient der Kreation und dem Ausbau edler Tropfen von Gols bis Gamlitz, vielmehr bieten elegante Sichtbetonhallen und wohlgestaltete Holzboxen den Rahmen zum optimierten Produzieren, stilvollen Degustieren und angeregten Diskutieren. Das Kennzeichnende und Erstaunliche für die österreichische Situation ist die Vielzahl an in den letzten 20 Jahren entstandenen hochwertigen Projekten: Keine andere Branche ist in einer derart herausragenden Dichte die erfolgreiche Allianz mit zeitgenössischer Architektur eingegangen wie die der österreichischen Weinbauern. So wie im 19. Jahrhundert die Industrialisierung mit ihren Fabriken ganze Landstriche durch ihre Bautypologien neu definierte, hat heute die österreichische Weinwirtschaft eine regionale baukulturelle Identität geschaffen. Die Zusammenarbeit von Winzern mit Architekten begründet sich zum einen auf der Tatsache, dass veränderte technische Standards neue Räume mit einer hohen logistischen und technischen Komplexität erforderten, und für diese vielschichtige Aufgabe professionelle Partner gefunden wurden. Zum anderen haben sich junge ArchitektInnen nach ihrem Studium in Wien oder Graz auf ihre regionalen Wurzeln rückbesonnen und zeitgenössische Architektur in die Regionen getragen. In einigen Fällen kamen Architekten als Kunden und Weinbauern über Weingenuss und Profession ins Gespräch. Drei österreichische Architekten (Hempel + Fonatti, Anton Mayerhofer und Werner Schüttmayr) waren maßgeblich daran beteiligt, die neue Bautypologie zu formulieren und eine Zusammenarbeit mit Winzern beispielhaft zu etablieren. Die Projekte haben sich von den Funktionsbauten der frühen 1990er Jahre, die den von den Winzern präzise formulierten Produktionsorganigrammen folgten, hin zu immer innovativeren und experimentellen Bauten entwickelt. Die breite Basis in der von Winzern beauftragten Architektur hat die heutigen Spitzenleistungen erst ermöglicht. Die 43 in der Ausstellung präsentierten Projekte engagierter Architektur im Burgenland, in Wien, Niederösterreich und der Steiermark übersetzen die neue, selbstbewusste Kultur des Weines räumlich. WeinArchitektur ist heute ein Abbild der jungen und zeitgenössischen, regionalen Architekturproduktion im Osten Österreichs.

Ausstellung

Die Ausstellung des Architekturzentrum Wien „WeinArchitektur. Vom Keller zum Kult“ aus dem Jahr 2005 neu aufbereitet für das Österreichische Kulturforum in New York.
Neben einer differenzierten Bestandsaufnahme der kulturellen und wirtschaftlichen Situation in Österreich seit den 1980er Jahren, gibt die Ausstellung mit ihren 43 Projekten Auskunft über die Entwicklung vom Schlossweingut zur High-Tech-Weinfactory. Die einzelnen Bauten und architektonischen Interventionen werden durch vielfältige Materialien wie Pläne, Fotos, Modelle und Skizzen, aber auch Weinflaschen der einzelnen Winzer und Weingüter vorgestellt.

Präsentiert werden die einzelnen Projekte in einem modularen System aus Plexiglasschalen in drei unterschiedlichen Größen, die durch avancierte digitale Produktionstechnologie in Wien hergestellt wurden. Verantwortlich für diese innovative Ausstellungsgestaltung zeichnen SPAN (Matias del Campo und Sandra Manninger), die sich mit digitalen Entwurfs- und Fabrikationsmethoden sowie neuen hoch entwickelten Materialien nicht nur in intensiver Forschungsarbeit (in Europa sowie den USA) auseinandersetzen, sondern solche auch in zahlreichen Installationen und Ausstellungsgestaltungen realisieren.

Ausstellung Architekturzentrum Wien, 22.09.2005 – 06.02.2006:
Kuratorin: Kerstin Gust
Co-Kuratorin: Martina Grabensteiner
Mitarbeit Ausstellung: Marion Kuzmany

Ausstellung Austrian Cultural Forum, New York:
Projektleitung Wien: Gudrun Hausegger
Ausstellungskoordination New York: Elisabeth Haider
Ausstellungsgestaltung: SPAN
(Matias del Campo & Sandra Manninger)
Graphische Gestaltung: Susanne Klocker, LIGA
Übersetzung: Verena Kuzmany, Jonathan Quinn

Eindrücke von der Ausstellung „The Austrian Winery Boom“ im ACF, New York City September 2007.

Die Austellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
Die Austellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
© Gudrun Hausegger
Die Austellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
Die Austellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
© Gudrun Hausegger
Die Ausstellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
Die Ausstellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
© Gudrun Hausegger
Die Ausstellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
Die Ausstellung "The Austrian Winery Boom" im ACF, New York City, USA
© Gudrun Hausegger

Projektübersicht

43 Projekte, davon 37 Österreich, 6 restliches Europa; 12 Modelle

Wien
Weingut Christ, Wien, raum-werk-stadt architekten, 2003-2005
Weingut Wieninger, Wien, Jeitler_Stiebellehner Architekten, 2005

Niederösterreich
Heuriger Lackner, Klein-Engersdorf, Peter Fellner, Reinhard Haslwanter, 2000
Loisium, Langenlois, Steven Holl, Arge sam ott-reinisch, 2003
Stift Klosterneuburg, Klosterneuburg, Albertoni Architektur.Design, 2006 –
Weingut Bründlmayer, Langenlois, Hempel + Fonatti, 1988
Weingut Hirsch, Kammern, Franz Rendl, 2000-2002
Weingut Loimer, Langenlois, Andreas Burghardt, 2000
Weingut Markowitsch, Göttlesbrunn, Ott & Trnka, 2001
Weingut Ott, Feuersbrunn/Wagram, Ernst Mauer, 2003

Steiermark
Weingut Krispel, Straden, Weidemann Architekten, 2001-2002
Weingut Lackner-Tinnacher, Gamlitz, Rolf Rauner, 2002-2003
Weingut Neumeister, Straden, Werner Schüttmayr / Ingenos, 1999-2005
Weingut Ploder-Rosenberg, St. Peter, W. Schüttmayr / thaler+thaler, 1997-98/2004-2005
Weingut Polz, Graßnitzberg, g2 plus grabensteiner architekten, 2000-2001
Weingut Regele, Ehrenhausen, g2 plus grabensteiner architekten, 2004-2005
Weingut Schilhan, Gamlitz, g2 plus grabensteiner architekten, 2005-
Weingut Sabathi Erwin, Leutschach, Igor Skacel, 2003-2004
Weingut Tement, Berghausen, Klaus Jaretzki, Christian Leiter, 2002
Weingut Tscheppe, Leutschach, g2 plus grabensteiner architekten, 2004
Weingut Jaunegg, Leutschach, Skacel & Wemmers, 2004-2006

Burgenland
Weingut Sandhofer, Purbach, g2plus grabensteiner architekten, 2005-2007
Grenzlandhof Reumann, Deutschkreutz, Wiedeschitz Architekten, 2002-2003
Reifekeller Arachon, Horitschon, Wilhelm Holzbauer, Dieter Irresberger, 2003-2004
United Vineyards Pfneiszl Family, Kleinmutschen, Dietmar Gasser, 2005
Weinlaubenhof Kracher, Illmitz, Halbritter & Hillerbrandt, 2002-2003
Weingut Esterhazy, Eisenstadt, Anton Mayerhofer, 2005-2006
Weingut Heinrich, Gols, Werner Schüttmayr, propeller z, 1995-1996/2001/2002-2004
Weingut Hillinger, Jois, gerner°gernerplus, 2003-2004
Weingut Hundsdorfer, Neckenmarkt, gerner°gernerplus, 2003-2004
Weingut Kollwentz, Großhöflein, Anton Mayerhofer, 2002-2003
Weingut Krutzler, Deutsch-Schützen, Pichler & Traupmann, 2000-2001
Weingut Mariel, Großhöflein, Alfred Boric_member of purpur.architektur, 2000-2001
Weingut Pittnauer, Gols, Halbritter & Halbritter, 2001
Weingut Schützenhof, Deutsch-Schützen, Pichler & Traupmann, 2004
Weingut Umathum, Frauenkirchen, Martin Promintzer, 2002-2003
Weingut Weninger, Horitschon, Raimund Dickinger, propeller z, 1998-2002

Nachbarländer
Kellerei Kaltern, Kaltern, Italien, feld72, 2005-2006
Tentuta Foradori, Mezzolombardo Trentino, Italien, Walter Angonese, 2004-2007
Weingut Klet Bric, Novi Bric, Slowenien, Boris Podrecca, Mario Lavrencic, 1998-2002 Weingut Manincor, Kaltern, Italien, Angonese, Köberl, Boday, 2000-2004
Weingut Weninger, Balf, Ungarn, propeller z, 2004-2006
Weingut Niepoort, Napoles, Portugal, Andreas Burghardt, 2002-2006