Wir gratulieren Hermann Czech zum 85er!

Hermann Czech sitzt auf seinem Sessel und liest ein Blatt


© Gabriele Kaiser

„Je dichter am Leben die Architektur bleibt, desto komplexer ist sie; ,einfach‘ kann sie nur werden, indem sie davon abhebt.“ (Hermann Czech)

Hermann Czech ist aktueller denn je. Es gibt wohl kein Architekturthema, zu dem er nicht aus dem Stand Relevantes berichten könnte. Vor allem aber hat er bereits vor Jahrzehnten Themen antizipiert, die im aktuellen Diskurs gerade an die Oberfläche drängen – etwa die Frage nach dem Ende des Wohnbaus als Typologie. Czechs Wissen über die österreichische Architekturgeschichte ist legendär, seine Beschäftigung mit selbiger bis heute ungebrochen und von einem großen Interesse am historischen Erbe des architektonischen Denkens getragen. Sein eigenes Werk umfasst Einfamilienhäuser und Wohnbauten ebenso wie zahlreiche innenräumliche Gestaltungen von Kaffeehäusern und Gaststätten und ist geprägt von der Deutung des Vorhandenen, von einer scharfsinnigen Interpretation der Werke und Ideen einer Wiener Moderne, wie sie Adolf Loos oder Josef Frank vertreten haben. Seine Bauten zeugen von einem ganz eigenen, unprätentiösen, aber höchst intellektuellen Weg, der ihm eine Sonderstellung in Österreich einräumt. Sie wirken dabei nicht verkopft oder abgehoben – ganz im Gegenteil. Die individuellen Lösungen präsentieren Leichtigkeit und Humor; sie orientieren sich immer auch an den Bedürfnissen der Benutzer*innen.

Gemeinsam mit anderen Architekten seiner bzw. einer älteren Generation, wie etwa Friedrich Kurrent und Johannes Spalt, ist er dafür verantwortlich, dass die historische Struktur der Stadt, deren Bestand in den Nachkriegsjahren sehr gefährdet war (und teils immer noch ist), mit neuen Augen betrachtet und bewertet wurde. Hermann Czech ist zweifellos aktueller denn je, wie die internationale Rezeption seit langem zeigt.

Wir wünschen uns und ihm noch viele Jahre der kritischen, lebendigen Beschäftigung mit Architektur und alles Gute zum 85. Geburtstag!