Was würde Dietmar Steiner sagen?

Zum ersten Todestag des Az W Gründungsdirektors

schwarz-weiß Foto mit Mann lesend nach vorne gebeugt

Dietmar Steiner, 1977
© Foto: Margarethe Cufer

„Es ist völlig logisch, dass privater Grundbesitz auch volkswirtschaftlich keinen Sinn macht, weil kein Wert damit geschaffen wird.“

So Dietmar Steiner in gewohnt pointierter Form im Zuge eines Interviews, das er 2018 für den Film „Ein Ort, der Gold wert ist“ von Karoline Mayer gab, das aber auch gut zur aktuellen Az W-Ausstellung „Boden für Alle“ passt. Es sollte sein letztes Interview sein. Um kritische Analysen war Steiner, der 1993 bis 2016 Direktor des Az W war, nie verlegen und seine Texte und Statements befeuern die Debatten bis heute. Am 15.05.2021 jährt sich sein Todestag zum ersten Mal und da eine große Gedenkveranstaltung, wie wir sie eigentlich geplant hätten, wohl nicht möglich sein wird, wollen wir ihn hier noch einmal zur Bodenfrage sprechen lassen:

„Die Bauträger, die Architekt*innen, die Baufirmen, alle, die mit dem Bauen zu tun haben, kämpfen nur aus einem Grund: weil der Grundpreis so hoch ist. Wobei interessanterweise noch vor 15–20 Jahren der eigentliche Preistreiber im Wohnungsbau […] die Zinsen waren. Jetzt sind die Zinsen bei Null, jetzt geht es um den Boden. Also das sind diese kommunizierenden Gefäße, wo immer Geld liegen bleibt, ohne dass man weiß warum. […]

Und dann kommst du drauf, dass ja schon in der Bibel steht, dass der Boden nur eine göttliche Leihgabe ist. Durch einen Artikel von Hans-Jochen Vogl habe ich festgestellt, dass die Bayerische Verfassung folgendes beinhaltet: ‚Steigerungen des Bodenwerts, die ohne besonderen Arbeits- und Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.‘ So steht es in der bayerischen Verfassung und ist auch völlig logisch.“

Mann in grauem Anzug vor Eingang Architekturzentrum Wien

Dietmar Steiner
© Kurier, Franz Gruber

(Auszüge aus einem Interview von Dietmar Steiner mit Karoline Mayer am 30.11.2018.)