Highlight

Zum 90. Geburts­tag von Eilfried Huth: Die Eschen­siedlung in Deutsch­landsberg

Objekt aus der Sammlung

Skizze mit vielen bunten Häusern

Eilfried Huth, Eschensiedlung, Deutschlandsberg, 1972–1992, Fassadenplan
© Architekturzentrum Wien, Sammlung

Der Grazer Architekt Eilfried Huth ist nicht nur ein Pionier der Partizipation im Wohnbau, sondern auch der optimalen Nutzung von Bauland durch qualitätsvolle Verdichtung.

„Für die sinnvolle Verwendung des Gemeindegebietes müssen wir sparsam Bauland für die Zukunft bereitstellen und alle miteinander darauf achten, dass nicht einzelne ein Geschäft mit der ,Handelsware’ Grund und Boden machen […]“ Was Eilfried Huth 1976 notierte, hat heute mehr denn je Gültigkeit. Ausgangspunkt für die Eschensiedlung (1972– 1992) war die Idee, verdichtete Einfamilienhäuser mithilfe einer großzügigen Wohnbauförderung und dem von der Gemeinde günstig zur Verfügung gestellten Bauplatz auch einer einkommensschwachen Bevölkerung zugänglich zu machen.

4 Häuser nebeneinander
Die Siedlung im Bau
© Architekturzentrum Wien, Sammlung, Foto: Eilfried Huth
Skizze Grundriss
Eilfried Huth, Eschensiedlung, Grundriss, Deutschlandsberg, 1972–1992
© Architekturzentrum Wien, Sammlung

Mithilfe von Simulationsmodellen wurden gemeinsam mit den Interessent*innen die Bauvorgänge simuliert und verschiedene Grundrisslösungen durchgespielt. Der Rohbau wurde von Professionisten erstellt, in den Innenausbau floss viel Eigenleistung. Die in sechs Bauetappen entstandenen 110 Wohneinheiten zwischen 104 und 150 m2 variieren stark. Der Architekt nahm sich vollkommen zurück – ihm war es wichtiger, dass sich die Bewohner*innen mit ihren Häusern identifizieren, als dass sich der Ort zu einem Hotspot des Architekturtourismus entwickelt.

Eilfried Huth wurde 1930 auf der Insel Java/Indonesion geboren. Er studierte von 1950–1956 Architektur an der TU Graz und führte gemeinsam mit Günther Domenig von 1963–1975 ein Architekturbüro. Mit dem Projekt Neue Wohnform Ragnitz gewannen die beiden den Grand Prix d’Urbanisme et d’Architecture 1969 in Cannes. Nach der Bürotrennung konzentrierte sich Huth auf nutzerbestimmtes Wohnen – die Eschensiedlung gilt als erste bauliche Umsetzung.

Anlässlich des 90. Geburtstages von Eilfried Huth zeigt das Az W am Di 01.12., 19:00, online den Film „Mein Traumhaus sind Luftschlösser“ von Julia Gaisbacher und Ulrich A. Reiterer. Das filmische Porträt einer weiteren partizipativen Siedlung Huths, der Gerlitzgründe in Graz-Puntigam, analysiert, welchen Einfluss die selbstgestaltete Umwelt auf ihre Bewohner*innen hat. Der Film ist den ganzen Dezember über online auf unserem Media-Channel verfügbar.