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Hot Questions – Cold Storage

Die neue Schausammlung des Architekturzentrum Wien

Architekturmodell mit bunten Häusern aneinandergereiht

Adolf Krischanitz, Otto Steidle, Herzog & de Meuron: Wohnsiedlung Pilotengasse, Wien 22, 1987–1992, Modell Bauteil Krischanitz
© Architekturzentrum Wien, Sammlung

Im Februar 2022 eröffnet die neue Schausammlung des Architekturzentrum Wien. Sie gibt Einblicke in die bedeutendste und umfassendste Sammlung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die Befragung von Schlüsselobjekten, darunter prominente und weniger bekannte. Sieben „heiße Fragen“ erwecken den „stillen Speicher“ zum Leben.

Das Architekturzentrum Wien ist das einzige der Architektur gewidmete Museum in Österreich. Die neue Schausammlung des Az W ersetzt die von 2004 – Juni 2021 bestehende „a_schau“, die eine chronologische Gesamterzählung des österreichischen Baugeschehens zeigte. Nachdem die Sammlung in den vergangenen 17 Jahren auf über 100 Vor- und Nachlässe sowie umfangreiche Projektsammlungen angewachsen ist, werden in der neuen Schausammlung „Hot Questions – Cold Storage“ viele Originalobjekte erstmals zu sehen sein. Jedem Kapitel ist eine „heiße Frage“ unserer Gegenwart vorangestellt, von den Auswirkungen der Globalisierung auf unsere Städte und Dörfer über die Frage „Wie wollen wir leben?“ bis zum Beitrag, den Architektur für unser Überleben auf diesem Planeten leisten kann. Gleichzeitig erlaubt der „Cold Storage“ den Besucher*innen einen Blick hinter die Kulissen der Sammlungsarbeit – eine dynamische Innenschau der Wissensbestände im Depot.

Ausgewählte Modelle, Zeichnungen, Möbel, Textilien, Archivalien und Filme verknüpfen sich zu einer multiperspektivischen Erzählung. Das Baugeschehen des Landes mit all seinen kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und technischen Implikationen wird pointiert sichtbar gemacht. Die Inhalte reichen vom besonderen Stellenwert des Roten Wien über architektonisch-pädagogische Experimente im Sog der 1968er-Bewegung oder den baukünstlerischen Revolten in Vorarlberg bis hin zu historischen und aktuellen Beispielen für ein ökologisches Umdenken. Dabei befragt die Schau den Kanon der österreichischen Architekturgeschichte mit seinen Fehlstellen, unter anderem aus Sicht einer gendergerechten Perspektive. Sie thematisiert die ideologische Instrumentalisierung von Architektur und Raumplanung, bringt neue Player*innen ins Spiel und befördert unbekannte Quellen ans Licht.

Die thematische Pluralität spiegelt sich auch in der Gestaltung wider. Abwechslungsreiche Objektlandschaften machen den Ausstellungsbesuch zum sinnlich-atmosphärischen Erlebnis.

Die zentrale Frage in der Arbeit des Architekturzentrum Wien – „Was kann Architektur?“ – liegt auch der neuen Schausammlung zugrunde. Dazu kommt die Frage, was Sammlungen können. Museale Sammlungen sind weit mehr als bloßes Strandgut der Geschichte, ihre gesellschaftliche Relevanz zeigt sich in der Befragung und Sichtbarmachung, in der Verbindung von Forschung und Sammlungsauftrag. Die neue Schausammlung „Hot Questions – Cold Storage“ stellt sich der Diskussion über die eigene Praxis und leistet einen aktiven Beitrag für ein Museum der Zukunft.

Konzept: Angelika Fitz, Monika Platzer
Kuratorin: Monika Platzer
Mitarbeit: Sonja Pisarik, Iris Ranzinger, Katrin Stingl
Assistenz: Barbara Kapsammer
Produktion: Andreas Kurz
Finanzen und Umbau: Karin Lux
Ausstellungsgestaltung: tracing spaces / Michael Hieslmair, Michael Zinganel ; seite zwei / Christoph Schörkhuber, Stefanie Wurnitsch