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Eu­ro­pas bes­te Bau­ten. Preis der Eu­ro­­pä­­ischen Uni­on für zeit­­ge­­nöss­ische Archi­tek­tur. Mies van der Ro­he Award 2017

Aus­stel­lung | 23.08.-22.10.2018 | Az W | Aus­stel­lungshalle 2

Rechteckiger Wohnblock aus Beton mit Bäumen und See im Vordergrund

NL Architects, XVW architectuur: deFlat Kleiburg, Amsterdam, NL
© Foto: Marcel van der Burg

Was sind die besten europäischen Bauten? Der wichtigste europäische Architekturpreis geht zum ersten Mal an zwei Wohnbauten.

Alle zwei Jahre stellt die Ausstellung „Europas beste Bauten“ herausragende Architektur aus Europa in den Mittelpunkt und avancierte damit in den vergangenen Jahren zum Publikumsmagnet. Grundlage der Ausstellung bildet der mit insgesamt 80.000 Euro dotierte „Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur. Mies van der Rohe Award“. Nachdem in den bisherigen Ausgaben überwiegend aufsehenerregende Kulturbauten ausgezeichnet wurden, geht der Preis dieses Mal an zwei wegweisende Projekte aus dem Bereich Wohnbau. Der Hauptpreis, das Projekt De Flat Kleiburg von NL architects und XVW Architectuur, befasst sich mit der partizipativen Sanierung und Aufwertung eines Plattenbaus aus den 1960er Jahren. Ein Thema, das auch hierzulande hochaktuell ist, angesichts von vielen Großwohnbauten aus der Nachkriegsmoderne, die in die Jahre gekommen sind und dringend sozial, funktional und technisch erneuert werden müssen. Der Nachwuchspreis geht an einen sozialen Wohnungsbau des Büros MSA und V+ in Brüssel.

Beide Gewinnerprojekte bieten neue Antworten auf die veränderten Lebensstile des 21. Jahrhunderts. „Die Hinwendung zum sozialen Wohnbau, aber auch zum Thema Umbau und Weiterbau des Bestandes setzt ein klares Zeichen für eine Reorientierung der Architektur in Richtung einer gebauten Verteilungsgerechtigkeit und des Haushaltens mit Ressourcen“, so Angelika Fitz, Direktorin des Az W. In der Ausstellung sind insgesamt 40 Bauten aus den Bereichen Wohnbau, Kultur, Bildung, Gewerbe und Infrastruktur zu sehen. Sie alle wurden von einer hochkarätigen Jury aus insgesamt 355 Projekten aus 36 europäischen Ländern ausgewählt. „Die Ausstellung vermittelt die hohe Qualität der Projekte anschaulich in Modellen, Videos, Originalzeichnungen und 1:1 Konstruktionselementen“, erklärt Kurator Ivan Blasi von der Mies van der Rohe Foundation. Weiters werden im Az W auch die 18 österreichischen Nominierungen gezeigt. Der begleitende Katalog stellt alle nominierten Projekte vor.

Wohnbau gewinnt

Beim Hauptgewinner De Flat wurde dem 400 Meter langen, 500 Wohnungen umfassenden Plattenbau Kleiburg im Amsterdamer Stadtteil Bijlmermeer ein zweites Leben ermöglicht. Das dafür gegründete Konsortium De Flat rettete das Gebäude aus den späten 1960er Jahren vor dem Abriss. Während die Architekten NL Architects und XVW Architectuur die gemeinschaftlich genutzten Teile sanierten und einige wesentliche Umbaueingriffe vornahmen, sah das wirtschaftliche Konzept vor, dass die zukünftigen Bewohner*innen die Wohnungen selbst ausbauen. Beim Nachwuchspreisträger Navez handelt es sich um einen Wohnbau mit 5 Sozialwohnungen für kinderreiche und einkommensschwächere Familien. Den Architektenteams MSA und V+ ist mit diesem Projekt sowohl hinsichtlich seiner identitätsstiftenden Wirkung für das Stadtviertel als auch seiner räumlichen Großzügigkeit ein Wohnbau mit Beispielwirkung gelungen. Einfallsreiche Antworten auf die wirtschaftlichen und baulichen Einschränkungen ermöglichen Wohnungen mit viel Bewegungsfreiheit und kilometerweiter Sicht auf die umgebende Landschaft.

Wegweisende europäische Architektur

Unter den weiteren Finalist*innen, die in der Ausstellung ausführlich vorgestellt werden, finden sich das Projekt Kannikegården von Lundgaard & Tranberg Architects, das sich auf einmalige Weise in das Ensemble des mittelalterlichen Hauptplatzes in Ribe, Dänemark einfügt; das Rivesaltes Memorial Museum in Frankreich von Rudy Ricciotti, das mit einer ruhigen und schweigsamen Entschlossenheit in die Erde gegraben ist und kraft seiner Architektur der Geschichte des Internierungslagers Camp Joffre Ausdruck verleiht; mit dem Ely Court ein weiteres Wohnbauprojekt aus London von Alison Brooks Architects und das Katyn Museum in Warschau von BBGK Architekci, Jerzy Kalina und Maksa, das sich eindrucksvoll mit der Geschichte und dem Ort auseinandersetzt.

Aber auch die restlichen Projekte der Shortlist stellen einen beeindruckenden Querschnitt der Entwicklung zeitgenössischer europäischer Architektur dar. Die Beispiele reichen von Kulturbauten, wie der Erweiterung des Museo de las Colecciones Reales in Madrid von Mansilla + Tuñón Arquitectos, über Bildungsbauten, wie die Modellschule Inchicore in Dublin von Donaghy + Dimond, Infrastrukturprojekte wie das Landmark von Monadnock mit einem Cafe und Besucherzentrum für die niederländische Stadt Nieuw-Bergen bis Gewerbe- und Bürobauten, wie das Timmerhuis von O.M.A. in Rotterdam.

Zum Mies van der Rohe Award

Hauptanliegen des Mies van der Rohe Awards ist die Anerkennung und Würdigung herausragender Verdienste im Bereich der Architektur innerhalb Europas. Es werden Projekte ausgezeichnet, deren innovativer Charakter als Orientierung, wenn nicht sogar als Manifest für die Entwicklung zeitgenössischer Architektur dient. Der mit insgesamt 80.000 € dotierte Preis (Hauptpreis: 60.000 €, Emerging Architect-Preis: 20.000 €) wird für außergewöhnliche Leistungen in konzeptueller, technischer und baulicher Hinsicht verliehen. Der Emerging Architect-Preis versteht sich dabei auch als Förderung des Berufsstandes an sich und als Ermutigung für Architekt*innen am Beginn ihrer Karriere. Aus 355 nominierten Projekten aus 36 europäischen Ländern wurden insgesamt 40 Projekte von einer internationalen Jury – bestehend aus Stephen Bates, Gonçalo Byrne, Peter Cachola Schmal, Pelin Dervis, Dominique Jakob, Juulia Kauste und Malgorzata Omilanowska – für die Ausstellung ausgewählt. Darunter 5 Finalisten und die beiden Siegerprojekte aus dem Bereich Wohnbau.

Ein Katalog zur Ausstellung präsentiert alle nominierten Projekte und ist im Rahmen der Ausstellung im Az W erhältlich.

 

Eine Ausstellung der Fundació Mies van der Rohe – Barcelona

Kurator*innen: Ivan Blasi, Anna Sala Giralt
Ausstellungsgestaltung: Jorge Vidal, Monica Vassallo, Gerardo Pérez de Amézaga
Grafikdesign: spread
Video Produktion: Nihao Films
Projektkoordination: Katharina Ritter

Organisiert von: Creative Europe, Fundació Mies van der Rohe
Kuratorium: Ajuntament de Barcelona, Gobierno de España – Ministerio de Fomento, Generalitat de Catalunya, Collegi d’Arquitectes de Catalunya, ETSAB, Fira Barcelona,  MOMA, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Förderer: Fundació Banc Sabadell, simon
Unterstützt von: Knoll, USM, ALMA, Ciments Molins, EPSON, arch daily, world-architects.com