Presse

Jahrespressekonferenz 2018

Architekturzentrum Wien

Eingang ins Architekturmuseum

Architekturzentrum Wien
© Foto: Hertha Hurnaus

2018 feiert das Architekturzentrum Wien sein 25-jähriges Bestehen. In diesem Vierteljahrhundert hat sich das Az W nicht nur als internationaler Ausstellungsort, sondern auch als österreichisches Architekturmuseum positioniert.

Das Az W verfügt über die umfassendste Sammlung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts, die auch international stark nachgefragt wird. Das Jubiläum gibt Anlass für einen frischen Blick auf das Architekturgeschehen der letzten Jahrzehnte. Unter anderem fördern zwei große Ausstellungen lange übersehene Juwele zu Tage.

Den Auftakt bildet Anfang Mai die monumentale Schau „SOS Brutalismus. Rettet die Betonmonster!“ aus dem Deutschen Architekturmuseum. Die expressiven Bauten aus rohem Sichtbeton aus den 1950er bis 70er Jahren wurden über viele Jahrzehnte als Bausünden verunglimpft, dem Verfall preisgegeben oder abgerissen. Inzwischen erleben sie einen wahren Hype, werden ebenso intensiv geliebt wie abgelehnt. Die Ausstellung bietet eine weltweite Zusammenschau brutalistischer Architektur und wird vom Az W mit Beständen aus der eigenen Sammlung um einen Österreichschwerpunkt erweitert.

Im November widmet das Az W der Architekturikone Denise Scott Brown die weltweit erste umfassende Einzelausstellung. Mit ihrer undogmatischen Formensprache, ihren präzisen urbanen Eingriffen, aber auch ihren manieristischen Eskapaden hat die heute 86-jährige Architektin, Stadtplanerin und Autorin die Architekturwelt nachhaltig beeinflusst. Gleichzeitig stand ihr Werk stets etwas im Schatten ihres Partners, dem Pritzkerpreisträger Robert Venturi. Zeit für eine Würdigung dieser Grande Dame der Architektur, die in der Ausstellungshalle des Az W ein fantastisches Universum entfalten wird – inklusive eines augenzwinkernden Wienbezugs.

Auch die großen Jubiläen des Jahres 2018 spiegeln sich im aktuellen Programm des Az W wider. Die Ausstellung „Stadt des Kindes: Vom Scheitern einer Utopie“ thematisiert den Wandel der Wiener Sozialpolitik im Sog der 1968er-Bewegung und deren prominenteste architektonische Manifestation. „Roland Rainer (Un)Umstritten“ stellt das Jahr 1938 in den Mittelpunkt. Durch die Übernahme des Nachlasses von Roland Rainer durch das Az W gibt es erstmals einen uneingeschränkten Zugang zu den Primärmaterialien und es wird möglich, Rainers Tätigkeit während der NS-Zeit und die Auswirkungen auf die Stadtplanung nach 1945 zu diskutieren. Beide Kontroversen sind prototypische Themen für das 2017 neu etablierte Ausstellungsformat „SammlungsLab“. Und im ebenfalls neuen Format „Sammlung mit Aussicht“ nimmt das Az W den 200. Geburtstag von Karl Marx zum Anlass, seinen Einfluss auf die Architektur zu beleuchten.

Rechtzeitig zur EU-Ratspräsidentschaft Österreichs zeigt das Az W im August „Europas beste Bauten“ aus dem renommierten Mies van der Rohe Award. Im Zentrum steht erstmals der Wohnbau, wobei besonders das Siegerprojekt besticht, das sich mit der partizipativen Sanierung und Aufwertung eines Großwohnbaus aus den 1960er Jahren befasst. Und auch der österreichische Preis „Das beste Haus“, den das Az W zum siebten Mal gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt Österreich und der s Bausparkasse im März präsentiert, legt diesmal einen besonderen Fokus auf das Bauen im Bestand, also die Umnutzung und Erweiterung bestehender Gebäude und das Eindämmen der Zersiedelung.

Dazu kommt ein breites Veranstaltungsprogramm, das gemeinsam mit den Ausstellungen auch 2018 vermitteln will, was Architektur kann!

Ausstellungen 2018

Ausstellungshalle 2

SOS Brutalismus
Rettet die Betonmonster!
03.05.–06.08.2018 | Ausstellungshalle 2
Eröffnung: Mi 02.05.2018, 19:00
Pressekonferenz: Mi 02.05.2018, 11:00

Geliebt oder gehasst: Die wiederentdeckte brutalistische Architektur lässt niemanden kalt. Die Schau zeigt internationale Beispiele und österreichische Highlights. Sie beleuchtet die architektonische und die gesellschaftliche Relevanz der Projekte.

Über viele Jahrzehnte wurden die Bauten des Brutalismus als Bausünden verunglimpft, dem Verfall preisgegeben oder abgerissen. Läutet der aktuelle Hype eine Trendumkehr ein? Mit der weltweiten Online-Initiative SOS Brutalismus, die mittlerweile über 1000 Gebäude in einer Datenbank versammelt, wurde auch ein großes Ausstellungsprojekt im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt angestoßen. Die aus der globalen Plattform hervorgegangene Ausstellung bietet erstmals eine weltweite Zusammenschau brutalistischer Bauten, die zwischen 1953 und 1979 auf allen Kontinenten entstanden. Welche gesellschaftlichen Entwicklungen, welche architektonischen und politischen Ideen bilden den Kontext dieses internationalen Phänomens? Die Ausstellung geht aber auch der Frage nach, wie Brutalismus überhaupt definiert werden kann und behandelt mögliche Strategien der denkmalgerechten Sanierung.

Ungewöhnlich große Modelle aus Karton und 25 skulpturale Betonmodelle machen in der Ausstellung die Faszination und die Qualitäten der brutalistischen Architektur nachvollziehbar. Die umfangreiche Sammlung des Architekturzentrum Wien erlaubt es, im extra für Wien erweiterten Österreich-Schwerpunkt aus dem Vollen zu schöpfen und großartiges Originalmaterial wie Modelle, Fotos, Skizzen und Pläne zeigen zu können. Die zehn österreichischen Highlights reichen von Ikonen, wie der Wotrubakirche, bis zu unbekannteren Beispielen, wie dem Oblatenkloster von Johann Pleyer in Wien-Hietzing oder dem Internat Mariannhill in Landeck von dem kürzlich verstorbenen Tiroler Architekten Norbert Heltschl – einige davon akut von Abriss oder Umbau bedroht.

Bereits im Jahr 2012 hat das Az W mit der Ausstellung und der parallel erarbeiteten Datenbank „Sowjetmoderne 1955–1991“ maßgeblich die internationale Wiederentdeckung brutalistischer Architektur mitverantwortet. Mit der Übernahme und Erweiterung der Ausstellung „SOS Brutalismus“ schließen wir an diese Arbeit an und tragen dem gesteigerten Interesse an der Architektur der 1950er bis 1970er Jahre Rechnung, die einen wichtigen Platz in der Sammlung des Az W einnimmt.

Ein gemeinsames Projekt des Deutschen Architekturmuseums und der Wüstenrot Stiftung, um einen Österreich-Schwerpunkt erweitert vom Architekturzentrum Wien.
Kurator*innen: Oliver Elser/DAM; Österreichschwerpunkt: Sonja Pisarik/Az W

 

Europas Beste Bauten. Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur. Mies van der Rohe Award 2017
23.08.–22.10.2018 | Ausstellungshalle 2
Eröffnung: Mi 22.08.2018, 19:00
Pressekonferenz: Mi 22.08.2018, 11:00

Anlässlich des österreichischen EU-Vorsitzes zeigt das Az W die besten europäischen Architekturprojekte aus den letzten zwei Jahren. Im Zentrum steht dieses Jahr erstmals der Wohnbau.

Der Mies van der Rohe Award ist der wichtigste europäische Architekturpreis. Sein Hauptanliegen ist die Anerkennung und Würdigung herausragender Verdienste im Bereich der Architektur innerhalb Europas. Es werden Projekte ausgezeichnet, deren innovativer Charakter als Orientierung, wenn nicht sogar als Manifest für die Entwicklung zeitgenössischer Architektur dient. Der Preis versteht sich auch als Förderung des Berufsstandes an sich und als Ermutigung für Architekt*innen am Beginn ihrer Karriere. Beide Preise – Hauptpreis und Sonderauszeichnung „Emerging Architect“ – werden für eine außergewöhnliche Leistung in konzeptueller, technischer und baulicher Hinsicht verliehen. Alle zwei Jahre wird der mit insgesamt 80.000 EUR (Hauptpreis: 60.000 EUR, Emerging Architect-Preis: 20.000 EUR) dotierte Preis ausgelobt und vergeben.

Der diesjährige Preis und die Ausstellung überzeugen mit 2 Hauptgewinnern aus dem Bereich Wohnbau: DeFlat Kleiburg in Amsterdam von NL architects gemeinsam mit XVW Architectuur sowie der Emerging Architect Winner Navez social housing in Brüssel von MSA/V. Besonders ersteres Projekt ist wegweisend, befasst es sich doch mit der partizipativen Sanierung und Aufwertung eines Großwohnbaus aus den 1960er Jahren.

Insgesamt wurden von über 400 europäischen Institutionen und Expert*innen sowie einer hochkarätigen Jury 40 Projekte nominiert und 5 davon als Finalisten ausgewählt. Sie alle sind in der Ausstellung zu sehen.

 

Die Welt von Denise Scott Brown am Brunnenplatz
22.11.2018 – Ende März 2019 | Ausstellungshalle 2
Eröffnung: Mi 21.11.2018, 19:00
Pressekonferenz: Mi 21.11.2018, 11:00

In den letzten 50 Jahren hat Denise Scott Brown die Entwicklung der Architektur maßgeblich geprägt. Höchste Zeit für die weltweit erste umfassende Einzelausstellung zum Werk der heute 86-jährigen Architektin, Stadtplanerin, Lehrerin und Autorin.

Im zeitgenössischen Architekturdiskurs gilt Denise Scott Brown als Ikone. Mit ihren Projekten und architekturtheoretischen Schriften hat Denise Scott Brown seit den 1960er Jahren – gemeinsam mit ihrem Partner und Ehemann Robert Venturi – Architekt*innen und Theoretiker*innen auf der ganzen Welt beeinflusst.

Scott Brown trat als heftige Kritikerin einer Moderne an, die Kontext und Geschichte beharrlich ignorierte. Die Arbeit mit dem Vorhandenen, mit der „Stadt als Palimpsest“, ist vor allem in ihrer urbanistischen und theoretischen Arbeit zentral. Heute, da sich eine jüngere Generation von Architekt*innen wieder dieser Komplexität verschreibt, sind Scott Browns undogmatische Formensprache, ihre zurückhaltenden urbanen Eingriffe, ihre aufschlussreichen fotografischen Analysen, aber auch ihre manieristischen Eskapaden reif für eine Wiederentdeckung.

Denise Scott Browns Rolle und Leistungen wurden gerne übersehen oder marginalisiert. Jahrzehnte nachdem an Robert Venturi der Pritzker Preis für die gemeinsame Arbeit verliehen wurde, sammelte eine Petition für die entsprechende Anerkennung von Scott Brown 20.000 Unterschriften und erregte damit weltweit Aufsehen. Ihrer beider Kampf um die Anerkennung von gemeinschaftlicher Arbeit und den Beitrag von Frauen in der Architektur geht weiter.

Die Ausstellung „Die Welt von Denise Scott Brown am Brunnenplatz“ feiert die Ideen und den Einfluss von Scott Brown, indem sie ein fiktives städtisches Setting in die Ausstellungshalle des Architekturzentrum Wien einpasst: Am fantastischen „Brunnenplatz“ mit seinen urbanen Fassaden und Schildern entfaltet sich das weite Universum der Grande Dame der Architektur. Üppige „Ladenportale“ und „Schaufenster“ zeigen Originalobjekte, Fotos, Kollagen, Zitate, Pläne und Videos aus ihrem Leben und Werk. Der Bogen der Ausstellung erstreckt sich von ihrer Kindheit in Afrika und ihren ausgedehnten Studienreisen auf der ganzen Welt über ihre berühmten fotografischen Projekte, ihre Schriften und bahnbrechenden Studien wie „Learning from Las Vegas“ bis zu ihrer architektonischen und urbanistischen Arbeit auf vier Kontinenten.

Tauchen Sie ein in das faszinierende Leben und Werk von Denise Scott Brown, und nehmen Sie zwischendurch eine kleine Auszeit und lassen das städtische Leben am Brunnenplatz entspannt vorbeiziehen! Und vergessen Sie nicht, den interaktiven digitalen Brunnen im Zentrum des Platzes zu erkunden – wo Sie im Geiste von Las Vegas und Denise Scott Brown „zum Monument“ werden können!

Konzept und Gestaltung: Jeremy Tenenbaum mit Denise Scott Brown

Ausstellungen 2018

Galerie

Das Beste Haus 2018
08.03.–03.04.2018 | Galerie
Eröffnung & Preisverleihung: Mi 07.03.2018, 19:00
Pressekonferenz: Mi 07.03.2018, 11:00

Bereits zum siebten Mal werden die besten Ein- und Zweifamilienhäuser Österreichs prämiert. Die aktuelle Auflage legt einen besonderen Fokus auf das Bauen im Bestand, also die Umnutzung und Erweiterung bestehender Gebäude.

Angesichts der rasant fortschreitenden Zersiedelung der heimischen Landschaft stellt der Preis aktuelle Architektur in den Mittelpunkt, die attraktive Räume schafft und gleichzeitig dem exzessiven Bodenverbrauch entgegenwirkt. Das geschieht in der sensiblen Reaktivierung von historischer Substanz, durch die bewusste Rückkehr in traditionelle Ortskerne und generell durch kompakte, durchdachte Häuser, die mit wenig Fläche große Qualität erzeugen. Weiters hebt der Preis programmatische Konzepte hervor, die Wohnen und Arbeiten verbinden und das Zusammenleben der Generationen fördern.

Der Preis „Das beste Haus“ wird von der s Bausparkasse in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt Österreich und dem Architekturzentrum Wien ausgeschrieben. Die Jury, bestehend aus Vertreter*innen der regionalen Architekturinstitutionen Österreichs, prämierte aus den zahlreichen Einreichungen „Das beste Haus“ jedes Bundeslandes. Im Rahmen der Preisverleihung werden die neun Siegerprojekte im Az W ausgezeichnet und gemeinsam mit 18 weiteren sehenswerten Nominierungen in einer Ausstellung präsentiert.

 

Die Stadt des Kindes: Vom Scheitern einer Utopie
SammlungsLab #2
17.04.–28.05.2018 | Galerie
Eröffnung: Mo 16.04.2018, 19:00
Pressekonferenz: Mo 16.04.2018, 11:00

Im Sog der 1968er-Bewegung kommt es zu einem Wandel in der Wiener Sozialpolitik. Baulich manifestiert sich die Aufbruchstimmung mit der Eröffnung der Stadt des Kindes 1974.

Die im Typus einer Idealstadt ausgebildete Anlage des Architekten Anton Schweighofer verkörpert die neuen Leitideen des Wohlfahrtsstaats: Durchlässigkeit und Gemeinschaft. Die Abkehr von einer Fürsorge und der Aufbruch in Richtung eines partnerschaftlichen Ansatzes verdeutlicht sich in der Unterbringung der Kinder in familienähnlichen Wohngruppen. Der öffentliche Zugang zu den Freizeiteinrichtungen wie Hallenbad, Turnsaal, Theater und Keramikwerkstatt steht für die soziale Integration der Bewohner*innen in ihr Umfeld. Die Stadt des Kindes avancierte zu einem Vorzeigeprojekt für die Politik. Als neues Modell für die Unterbringung „gefährdeter“ Kinder und Jugendlicher blieb sie eine Ausnahmeerscheinung und erreichte ihre selbstgestellten Ansprüche nicht. 2002 wurde sie geschlossen und trotz massiver Proteste zu einem großen Teil abgerissen. Erhalten und saniert wurden zwei Familienhäuser, das Hallenbad und der Turnsaal. Auf dem mit großzügigen Freiflächen versehenen Areal entstanden zwischen 2011 und 2013 über 250 Wohnungen (Architekten: Walter Stelzhammer, Peter Weber). Im zweiten SammlungsLab treffen rund um die Stadt des Kindes beeindruckende Objekte aus der Sammlung des Az W auf die institutionskritischen Erinnerungen von ehemaligen Bewohner*innen. Dabei stellt sich in mehrfacher Hinsicht die Frage nach dem ambivalenten Verhältnis zwischen Architektur und gesellschaftlicher Praxis.

Kuratorin: Monika Platzer/Az W

 

Roland Rainer (Un)Umstritten
SammlungsLab #3
20.10.–26.11.2018 | Galerie
Eröffnung: Fr 19.10.2018, 19:00
Pressekonferenz: Fr 19.10.2018, 11:00

Roland Rainer (1910–2004) zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekten der zweiten Republik. Seine architektonische Karriere der ersten drei Jahrzehnte (1936–1963) verweist auf seine Anpassungsfähigkeit in den verschiedenen politischen Systemen.

Bis heute wird Roland Rainers Rolle und Tätigkeit während der NS-Zeit und deren Auswirkungen nach 1945 in der Wiener Stadtplanung kontroversiell diskutiert. Durch die Übernahme des Nachlasses von Roland Rainer durch das Az W ist nun erstmals ein uneingeschränkter Zugang zu den Primärmaterialien möglich. 2017 fand in Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien eine biografische Quellenerhebung in deutschen und österreichischen Archiven mit Fokus auf den Zeitraum 1936–1945 statt.

Im Herbst werden nun anlässlich einer Ausstellung und eines Symposiums die ersten Forschungsergebnisse präsentiert und zur Diskussion gestellt. Beide Veranstaltungen dienen als Auftakt für eine Neubewertung und intensivere Auseinandersetzung mit dem Œuvre Rainers.

Kuratorin: Monika Platzer/Az W, Ingrid Holzschuh

Ausstellungen 2018

Ausstellungshalle 1

a_schau. Österreichische Architektur im 20. und 21. Jahrhundert
Dauerausstellung

Die „a_schau“ ist die Dauerausstellung des Az W. Sie zeigt einen kompakten Überblick zur Entwicklung und Geschichte der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts und einen einzigartigen Blick auf 150 Jahre Architekturschaffen in Österreich. In zehn Episoden entfalten sich die relevantesten Phänomene und Strömungen und lassen dabei Platz für autonome Positionen. Ausgehend vom Aufstieg Wiens zur imperialen Großstadt führt die Ausstellung ins Spannungsfeld zwischen sozialpolitischem Experiment, der „Eroberung“ alpiner Landschaftsräume, den Machtverstrickungen in der NS-Zeit und dem Wiederaufbau nach 1945.

Das Jahr 1958 ist für die Architekturentwicklung in Österreich signifikant. Es werden einige Schlüsselbauten fertiggestellt, die einen etwas späten Aufbruch in die internationale Moderne signalisieren. Danach machen sich Raumfahrt, der weltweite Siegeszug von Pop-Kultur und Massenmedien in der Architekturproduktion bemerkbar. Die Ölkrise von 1973 setzt den utopischen Konzepten ein abruptes Ende und markiert gleichzeitig den Beginn einer Vielzahl von konstruktiven und formalen Experimenten. Wichtiger Bestandteil der Ausstellung sind aktuelle Positionen quer durch Österreich, die in digitaler Form präsentiert werden.

Kuratorinnen: Gabriele Kaiser, Monika Platzer/Az W

 

Sammlung mit Aussicht #3: Ein Ort für Leseratten
14.06.2018 – September 2018 | Schaufenster zum Hof | Hof des Az W
Eröffnung: Mi 13.06.2018, 19:00

Architektur wurde in der Vergangenheit stark über das Medium Buch und Zeitschrift vermittelt, und unter Architekt*innen herrschte eine wahre Sammelleidenschaft für Gedrucktes.

Die Bibliothek des Az W gehört heute mit weit mehr als 55.000 Büchern zu den bedeutendsten Architekturbibliotheken des Landes. Im bereits dritten Schaufenster zur Sammlung des Az W spüren wir einerseits den sinnlichen und intellektuellen Qualitäten des Architekturbuches nach und stellen uns andererseits die Frage nach dem Stellenwert von Büchern bzw. Bibliotheken im digitalen Zeitalter.

„Es ist kälter geworden“, stellte Heinz Frank in den 1990er Jahren fest, „auch im Land der Architektur der Architekten heute. Es wird Zeit, den Häusern wieder Schichten anzudenken, sie wärmend zu empfinden, und auch Unpassendes passieren zu lassen.“ Franks Antwort auf die klimatischen Veränderungen war 1993 ein vom Architekturzentrum Wien herausgegebenes „Kinderbuch für Architekten“. Ein Bilderbuch, das die Ordnung des architektonischen Vokabulars auf den Kopf stellt und den Raum für Neues öffnet. Es bildet einen Ausgangspunkt, um auch eine Auswahl von fantastischen Architekturbüchern für Kinder vorzustellen. In der Ferienzeit werden wir mit einem speziellen Programm unsere kleinen Leseratten zu architektonischen Reisen im Kopf entführen.

Kuratorin: Monika Platzer/Az W

 

Sammlung mit Aussicht #4: Happy Birthday Karl Marx!
27.09.2018 – Frühjahr 2019 | Schaufenster zum Hof | Hof des Az W
Eröffnung: Mi 26.09.2018, 19:00

Das kommunistische Manifest von Marx und Engels wurde 1848 verfasst und dieses Jahr jährt sich der 200. Geburtstag von Karl Marx (1818–1893). In der Reihe der internationalen Reflexionen zur Aktualität der Marx’schen Ideen liefern wir einen besonderen Beitrag zur Wirkungsgeschichte in Architektur und Stadtplanung.

In Wien bezeugt schon die Namensgebung von zwei bekannten Gemeindebauten, dem Karl Marx-Hof und dem Friedrich Engels-Hof, den Einfluss der politischen Revolutionäre auf die gebaute Geschichte. In den 1980er Jahren läutet Manfredo Tafuri, Begründer einer neo-marxistischen Architekturtheorie, mit seinem bahnbrechenden Buch „Vienna Rossa“ die bis heute anhaltende architekturgeschichtliche Renaissance des Wiener Gemeindebaus ein. In Kooperation mit Studierenden an der Akademie der bildenden Künste beleuchtet die vierte Ausgabe der „Sammlung mit Aussicht“ die historischen Bezüge zwischen marxistischer Theorie und Architektur.

Kuratorin : Monika Platzer/Az W